Emax digital: Gründer optimieren Händler-Werbung auf Amazon

Geschrieben von emax digital | Sep 6, 2021 9:23:33 AM

Händler und Marken können auf Plattformen wie Amazon und Otto Werbung für ihre Produkte schalten, um diese dort prominenter zu platzieren. Emax digital unterstützt Unternehmen bei der Analyse und Optimierung dieser Werbeform. Wir haben mit den Gründern Andreas Kleofas, Dominik Pietrowski und Dimitri Dumonet gesprochen.

Dominik Pietrowski, Andreas Kleofas und Dimitri Dumonet (v.l.), die Gründer von Emax digital

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Andreas Kleofas: Hi, mein Name ist Andreas Kleofas. Ich bin Mitgründer und Geschäftsführer der Emax digital GmbH, wo ich mich vor allem auf die Entwicklung unserer Analytics konzentriere. Vor unserer Gründung habe ich u. a. sieben Jahre in verschiedenen Führungspositionen bei Amazon gearbeitet. Dort war ich hauptsächlich für die Entwicklung von weltweiten Reporting- und Analyse-Tools für das Amazon-Advertising-Team verantwortlich. Wir haben z. B. die Daten der Kampagnen großer Werbetreibender wie Procter & Gamble oder Philips mit Abverkaufs- und Kategorie-Daten verknüpft. In dieser Zeit habe ich natürlich viel von den Problemen von Markenhersteller in dem Bereich mitbekommen. Neben meiner Gründertätigkeit bin ich heute auch als Mentor für andere Startups tätig und arbeite als Dozent an der Hochschule München.

Dominik Pietrowski: Auch ich bin Mitgründer und Geschäftsführer der Emax digital, wo ich für den Bereich Marketing & Sales bzw. für die Neukundengewinnung verantwortlich bin. Zuvor war ich knapp sechs Jahre bei Amazon beschäftigt. Ab 2012 habe ich aus dem Münchner Office heraus das Advertising Business in Deutschland mit aufgebaut, bevor ich 2016 in das New York Office wechselte. Andreas und ich haben schon während unserer „Amazon-Jahre“ an den unterschiedlichsten Projekten für Marken wie Philips, Beiersdorf und Nestlé zusammen gearbeitet. Wir haben Markenherstellern geholfen, die richtigen Aktivierungs- und Investmententscheidungen zu treffen, um sichtbarer und erfolgreicher zu sein als ihre Wettbewerber. Davor habe ich mich als Produktmanager bei L‘Oréal Paris und bei Adidas um den Markenaufbau, Werbekampagnen, Merchandising und Abverkaufs-Aktionen gekümmert – damals noch überwiegend im stationären Handel. Meine Ausbildung: ich habe mein Betriebswirtschaftsstudium mit einem „klassischen“ Diplom an der Otto-Friedrich-Universität, Bamberg abgeschlossen. Neben meiner Arbeit für Emax digital bin ich auch als Mentor für andere Startups tätig und arbeite als Dozent für BWL an der Hochschule München.

Dimitri Dumonet: Ich bin Dimitri Dumonet, dritter Mitgründer und Chefentwickler von Emax digital. Mein Job – auf den Punkt gebracht – ist es, die technologische Vision des Unternehmens umzusetzen. Ursprünglich habe ich Umweltingenieurwesen studiert und dabei bei einem HiWi-Job für Simulationen im Ingenieursbereich meine Leidenschaft für Technologie und das Programmieren gefunden. Anschließend habe ich für verschiedene Startups als Programmierer gearbeitet, unter anderem auch als erster Vollzeit-Angestellter bei E-bot7. Damals saßen wir Startup-Accelerator Wayra, wo ich Andreas und Dominik kennengelernt habe. Sie haben mich dann mit der Idee so etwas Komplexes wie Amazon für Händler und Werbetreibende einfacher zu gestalten angezündet, so dass ich mich ihnen angeschlossen habe.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Dominik Pietrowski: Wir helfen mit unserer KI-gestützten Reporting- und Analyse-Software Markenherstellern bei der Optimierung des Online-Handels durch Digitalisierung. Konkret geben wir ihnen Handlungsempfehlungen, z. B. über die richtige Höhe des Werbeinvestments auf Amazon. Dazu ermöglichen wir auf eine sehr einfache Weise Zugriff auf alle relevanten Daten in ihrem Business, also von der Vertriebsseite bis hin zu Marketingmaßahmen in der Amazon-Suche oder auch der Demand Side Platform (DSP). So können sie genauer planen, bessere Verhandlungen mit Amazon führen und sind so langfristig erfolgreicher.

Andreas Kleofas: Der Digitalverband Bitkom hat jüngst ermittelt, dass nur 8 Prozent der Unternehmen KI nutzen – und das auch nicht in der Planung. Um den Online-Handel kommt heute aber kein produktproduzierendes Unternehmen herum und die meisten Hersteller investieren bereits große Summen in den Vertrieb mit Amazon und in Werbemaßnahmen auf der Plattform. Dabei können sie nur einen Bruchteil der relevanten Daten für sich nutzen, weil es entweder zu aufwändig für die nur knappe Zeit ist und sicher auch, weil zumeist das nötige Know-how fehlt.

„Auch Agenturen und Berater arbeiten mit unserem Tool“

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Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Dimitri Dumonet: Es gibt natürlich viele Amazon-Agenturen und Dienstleister, die entweder als Berater unterstützen oder mittels KI das Bidding auf Suchanzeigen auf Amazon optimieren. Das ist richtig. Wir setzen mit unserer Technologie eine Ebene höher an und unterstützen auf einem sehr strategischen Level. Sprich, wir beantworten die Frage, wo ein Hersteller als erstes in seinem Amazon-Business ansetzen muss (z. B. welche Produkte zuerst optimiert werden sollten) und wieviel er wann in Sponsored Ads und DSP investieren sollte. Das kann er dann auch weiterhin mit einer Bidding- oder Kampagnen-Management-Tool seiner Wahl machen.

Dominik Pietrowski: Tatsächlich arbeiten auch Agenturen und Berater mit unserem Tool und unserer Technologie, weil sie so einen Vorteil für ihre Kunden bieten können: datenbasierte Handlungsempfehlungen.

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Andreas Kleofas: Herausforderungen gibt es viele in einem Startup. Ganz sicher gehört unsere erste Finanzierungsrunde dazu. Wir sind gebootstrappt gestartet und wollten das durchhalten, bis wir einen stabilen Proof Of Concept hatten. Das hat auch geklappt. Tatsächlich war es aber ein ziemlicher Kraftakt, neben dem laufenden Geschäft externes Geld von Business Angel und VCs aufzunehmen. Man führt sehr viele zeitintensive Gespräche und muss immer wieder an seinem Pitch feilen. Das macht unheimlich viel Spaß, ist aber ein ziemlicher Spagat, Zeit zu finden für die Produkt-Entwicklung, Kunden-Akquise und eben die möglichen Investoren.

Dimitri Dumonet: Technologisch sind wir sehr stolz auf unsere Microservice-Architektur. Hier haben wir viel Mühe und Zeit in die Entwicklung eines skalierbaren Systems gesteckt. Das System sammelt täglich mehr als 80 Millionen Datenzeilen aus simplen APIs bis hin zu komplexen Crawlern und speichert diese in unserem Data Lake und Data Warehouse. Auf unserem Data Lake können wir dann die stetig wachsenden Datenmengen verarbeiten und komplexe Zusammenhänge erkennen sowie mithilfe von künstlicher Intelligenz Vorhersagen treffen. Die gefundenen Aussagen können wir dann mittels einer Business-Intelligence-Oberfläche anzeigen.

Dominik Pietrowski: Ich möchte noch das Hiring nennen. Gerade für schnell wachsende Startups wie Emax digital ist ein gut funktionierendes Team essentiell. Es ist nicht immer leicht neben anderen tollen Arbeitgebern in München auf sich aufmerksam zu machen. Wir konnten unsere Team-Stärke seit letztem Jahr aber auf 21 Mitarbeiter mehr als verdoppeln. Zum Glück haben wir bei Amazon eine harte Schule durchlaufen und wissen, wie wir einen guten Interview-Prozess aufsetzen. Die richtigen Köpfe zu finden, ist allerdings immer mit viel Aufwand verbunden. Es zeigt sich aber, dass die Mühen sich auszahlen und wir sind mächtig stolz auf jeden einzelnen bei uns im Team.

„Umsätze verdoppelt und wir nehmen weiter an Fahrt auf“

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Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Andreas Kleofas: Wir sind sehr zufrieden. Aktuell bieten wir den Markenherstellern in Kombination mit unserer Technologie noch Zugang zu Managed Services mit Fokus auf Amazon-Werbung an. Perspektivisch wollen wir voll auf die Technologie fokussieren – hier haben sich unsere Umsätze year-to-date schon verdoppelt und wir nehmen weiter an Fahrt auf.

Dominik Pietrowski: Letztes Jahr war geprägt durch den Corona-Lockdown, der auch an unseren Kunden nicht spurlos vorübergegangen ist. Viele Hersteller erzielen noch immer einen großen Teil ihrer Umsätze im stationären Handel. Der war geschlossen und Amazon priorisierte Artikel, die im Lockdown besonders wichtig waren. Dementsprechend haben auch wir einen deutlichen Umsatzrückgang gespürt. Umso mehr freut es uns, dass wir dieses Jahr wieder voll auf Wachstum drehen konnten. Unsere Lösung kommt für Markenhersteller auch zur genau richtigen Zeit. Nach dem ersten Schreck des Lockdowns ist vielen bewusst geworden, wie abhängig sie noch vom stationären Handel sind und dass andere im Online-Handel bei Amazon die Nase vorn haben. Das können sie mit uns ändern!

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Dimitri Dumonet: München ist ein toller Ort für Startups. Wir sind in der Startup-Community Wayra in der Innenstadt gestartet und hatten direkt Anschluss an das sehr lebendige Ökosystem hier in der Stadt. Anfang des Jahres sind wir ins Werk1 gezogen und fühlen uns auch da sehr wohl. Der Austausch mit den unterschiedlichen Tech-Startups ist viel Wert und hilft ungemein, da hier ein großer Wille ist, sich gegenseitig zu unterstützen.

Andreas Kleofas: Wir hatten schon vor Emax digital unseren Lebensmittelpunkt in München, gute Jobs und waren vernetzt. Die vergleichsweisen hohen Kosten für die Miete sind am Anfang eines Startups dennoch schwierig zu bewerkstelligen. Wir Gründer konnten von unserem Ersparten ein paar Durstmonate überstehen, aber natürlich musste dann relativ schnell Umsatz im Unternehmen fließen oder eben Investoren ins Boot geholt werden. Und natürlich schlagen sich solche Kosten auch auf die Gehälter für Mitarbeiter durch. Wir können als Startup keine Corporate-Gehälter zahlen, punkten aber mit anderen Vorteilen bei Kandidaten. Allerdings braucht auch der motivierteste Mitarbeiter ein Dach über dem Kopf und das ist in Berlin nun mal günstiger als hier. Dementsprechend akzeptieren wir auch bereitwilliger als noch am Anfang Mitarbeiter die nur “Remote” für uns arbeiten.

Dominik Pietrowski: Auf der anderen Seite ist München und auch seine Umgebung ein toller Ort mit vielen Unternehmen jeder Art. Das ist natürlich sehr hilfreich für den Vertrieb!

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Dimitri Dumonet: Wir sind Teil des Münchner Startup-Ökosystems im Werk1 am Ostbahnhof und in der Wayra Community, dem Accelerator der Telefonicá. Es gibt also viele tolle Startups! Neben uns im Büro sitzen z. B. Tradelink, für mich auf jeden Fall ein Shooting Star. Die krempeln mit ihrer Digital-Lösung für End-to-end-Lieferabstimmungen die Logistik-Branche um und wachsen nach ihrer Investmentrunde richtig stark.

Andreas Kleofas: Ein Hidden Champion ist aus meiner Sicht auch Bonfire. Ein noch jüngeres Startup, gerade in der Seed-Phase. Die Gründer haben mit psychologischem Unterbau eine digitale Team-Plattform entwickelt, die es Unternehmen ermöglicht trotz Remote Work und Homeoffice ein Gemeinschaftsgefühlt zu entwickeln und effizient zu arbeiten. Das ist richtig spannend und zukunftsweisend.