Amazon hat auf der CES in Las Vegas eine bedeutende Neuerung vorgestellt: Mit dem "Amazon Retail Ad Service" öffnet der E-Commerce-Riese seine hauseigene Werbeplattform für externe Einzelhändler. Diese Innovation ermöglicht es Händlern, Amazon’s fortschrittliche Werbetechnologie auf ihren eigenen Websites zu nutzen, um gezielte Anzeigen auf Produktseiten, in Suchergebnissen und anderen Bereichen einzubinden. Die Plattform startet zunächst in den USA und könnte den Retail-Media-Markt grundlegend verändern. (Amazon Quelle)
Der Service erlaubt es Händlern, kontextuell passende Sponsored Product Ads auf Suchergebnisseiten, Kategorieseiten und Produktdetailseiten ihrer Plattformen einzubinden. Dabei profitieren sie von Amazons über zwei Jahrzehnte entwickelter Werbetechnologie, die auf maschinellem Lernen basiert und auf Billionen von Einkaufssignalen trainiert wurde.
Damit steigt Amazon in den Markt ein, der aktuell noch von Criteo, Citrus Ads, Moloco und vielen anderen bearbeitet wird. Daneben gibt es eine ganz Reihe Händler, die in eigene Retail Ad-Tech investieren, wie Wallmart in den USA, oder Otto und die Schwarz Gruppe in Europa.
Ein wesentliches Merkmal ist die Integration in das bestehende Amazon Ads-Netzwerk, wodurch Händler Zugang zu einer Vielzahl von Werbetreibenden erhalten. Zudem können sie ihre eigenen Werbepartner über die Amazon Ads-Konsole verwalten. Detaillierte Berichte und Einblicke helfen dabei, die Performance der Anzeigen zu messen und zu optimieren.
Händler (zum Start sayweee.com, iherb.com, and orientaltrading.com): Sie können ihre Online-Traffic monetarisieren, indem sie relevante Anzeigen schalten, ohne eine eigene Werbetechnologie entwickeln zu müssen. Dies spart Ressourcen und ermöglicht eine schnelle Implementierung.
Werbetreibende (Brands): Sie erhalten die Möglichkeit, ihre Produkte auf verschiedenen Händlerseiten zu bewerben und somit eine breitere Zielgruppe zu erreichen. Dabei können sie die Amazon Ads-Konsole nutzen, um Kampagnen zu erstellen und Berichte einzusehen.
Konsumenten: Sie werden (hoffentlich) relevante Produktanzeigen an mehr Stellen im Netz gezeigt bekommen.
Mit dem Amazon Retail Ad Service erweitert Amazon seine Präsenz im Retail-Media-Markt erheblich. Durch die Bereitstellung seiner Werbetechnologie für externe Händler kann Amazon nicht nur zusätzliche Einnahmen generieren, sondern auch wertvolle Daten sammeln, die zur Weiterentwicklung der eigenen Technologien beitragen.
Die Frage bleibt natürlich, welche Händler die Technologie von Amazon einsetzen wollen. Besonders in Europa sind viele Händler skeptisch gegenüber Amazon, die in vielen Ländern und Produkt-Kategorien im Online-Handel Marktführer sind. Für große Händler wie Otto oder MediaMarktSaturn wird die Zusammenarbeit mit Amazon auf dieser Ebene vermutlich keine Option sein, da sie den neuen Service eher als trojanisches Pferd empfinden müssen.
Dementsprechend wird Amazon vor allem versuchen bei kleinen Händler-Seiten zu punkten, die über die ansonsten ohne zusätzlichen Werbeeinnahmen auskommen müssten. Dennoch wird sich jeder Händler doppelt überlegen, ob er seine Shop-Seiten mit der Retail Ad-Tech von Amazon ausstattet, die danach relativ viele Daten auslesen können.
Dieses Modell erinnert an den Erfolg von Amazon Web Services (AWS), bei dem Amazon seine Infrastruktur anderen Unternehmen zur Verfügung stellte und somit eine neue, lukrative Einnahmequelle erschloss.
Der Amazon Retail Ad Service befindet sich derzeit in der Beta-Phase und ist vorerst nur für Multi-Brand-Händler mit E-Commerce-Websites und/oder Apps in den USA verfügbar. Interessierte Händler können eine Demo anfordern, um mehr über die Möglichkeiten des Services zu erfahren.
Amazon setzt mit dem "Retail Ad Service" neue Maßstäbe im Retail-Media-Markt. Die Plattform bietet Händlern eine attraktive Möglichkeit, ihre Werbeaktivitäten zu professionalisieren, birgt jedoch auch Risiken hinsichtlich Abhängigkeiten.
Ob dieser Schritt eine strategische Meisterleistung oder eine riskante Wette ist, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Der Retail-Media-Markt wird sich durch diesen Move von Amazon verändern. Der Service ist vorerst nur in den USA verfügbar. Ein Launch in Europa ist noch nicht bekannt gegeben.